Siezen oder duzen? Die Amerikaner haben es leicht. Da deckt ein lässiges „You“ alle Anreden ab. Im Deutschen ist es leider nicht so einfach. Wie also finden Sie zwischen Sie und Du für Ihre Unternehmenskommunikation die zu Ihnen passende Lösung?
Schlechter Stil: Gar keine Anrede
Die schlechteste Lösung gleich mal vorweg: Wer konsequent Du oder Sie in seinen Texten vermeidet, macht alles falsch.
Denn das liest sich nicht nur verkrampft, es verstößt auch gegen eine der wichtigsten Regeln des Online-Marketing: Sprich deine Zielpersonen persönlich an.
Der Grund: Wir lieben es, wenn sich alles um uns dreht. Und wie kann man das deutlicher machen, als durch eine Anrede per Sie oder Du?
In die Kategorie der zwanghaft vermiedenen Anrede gehört auch das „Ihr“. Man merkt, dass dadurch eine klare Entscheidung für Du oder Sie vermeiden werden soll. Und so unbestimmt liest sich das dann auch. Nicht empfehlenswert.
Welchen dieser zwei Fehler sollen Sie machen?
Je mehr Sie sich mit dem Thema Du oder Sie befassen werden, desto eher werden Sie feststellen, dass es die eine immer passende Lösung nicht gibt.
Auch Sie werden in Ihrem Unternehmensalltag, im Büro oder in der Kommunikation von Zeit zu Zeit Kompromisse machen und von Ihren festen Vorstellungen abweichen.
Das liegt daran, dass das Thema für manche emotional besetzt ist. Und daran, dass es gute Gründe für beide Varianten gibt.
Was für das Duzen spricht. Und was dagegen.
Duzen fördert eine offene und informelle Unternehmenskultur: Das Duzen kann Barrieren abbauen und eine entspanntere Arbeitsatmosphäre schaffen.
Durch das Duzen entstehen leichter Teams und Hierarchien verlieren an Bedeutung.
Duzen wirkt modern und fortschrittlich, deswegen wird in Startups und innovativen, jungen Unternehmen gern geduzt.
Doch manche halten eine Duz-Kultur für eher unprofessionell. Oder sie stören sich daran, dass keine klare Linie mehr zwischen beruflichen und privaten Beziehungen besteht.
In hierarchischen oder traditionellen Unternehmensstrukturen tut man sich schwer mit dem Duzen und bevorzugt das Sie, das Respekt und Autorität unterstreicht.
Was für das Siezen spricht. Und was dagegen.
Das Siezen wird oft als angemessener und professioneller in formellen Geschäftsumgebungen angesehen. In Beziehungen zu Kunden oder auch zwischen Vorgesetzen und Mitarbeitenden kann es eine respektvolle Distanz wahren.
In vielen Branchen und Kulturen ist das Siezen die traditionelle und erwartete Form der Anrede, Tradition und Konventionen erlauben kaum etwas anderes.
Dagegen empfinden manche Menschen, dass das Siezen eine distanzierte, kalte Atmosphäre schafft und die Entwicklung engerer Teambeziehungen erschwert. Offene, ehrliche Kommunikation wird erschwert, besonders in flachen Hierarchien.
Gerade in modernen Arbeitsumgebungen wird das Siezen deshalb teilweise als veraltet oder zu formell wahrgenommen.
Kommunizieren Sie so, wie es Ihre Zielgruppe erwartet
Alles was Sie an Unternehmenskommunikation veröffentlichen – ob auf der Website, in Broschüren oder mit anderen Kommunikationsmitteln – hat ein klares Ziel: Sie möchten damit Personen aus Ihrer Zielgruppe überzeugen.
Das setzt voraus, diese Zielgruppe ganz genau zu kennen. Und dazu gehört auch, zu wissen, wie sie denn gern angesprochen wird.
Da Sie ja wahrscheinlich schon Kunden haben, machen Sie einfach den Realitätscheck: Wie sprechen Sie im Alltag mit Ihren Kunden? Dann haben Sie schon die Antwort, ob Siezen oder duzen richtig ist.
Die richtige Ansprache zieht die richtigen Personen an
Wenn Sie sich in einem Du-Umfeld wohler fühlen, werden Sie mit einer Du-Ansprache passende Menschen anziehen. Umgekehrt gilt das genauso.
Wie sieht die Person aus, mit der Sie gern arbeiten? Duzen Sie oder siezen Sie diesen Menschen? Wenn Sie eine klare Linie verfolgen, dürften Sie die richtige Ansprache schon gefunden haben.
Auch die großen Vorbilder sind in der Ansprache zielgruppenorientiert
IKEA war eins der ersten großen Unternehmen in Deutschland, das irgendwann konsequent anfing, die eigenen Kunden zu duzen. Das sind die so aus Schweden gewohnt.
Allerdings gilt das nur fürs „normale“ IKEA-Sortiment. Die Unternehmensabteilung IKEA Business, die hauptsächlich Unternehmen anspricht, ist weiterhin beim Sie geblieben.
Hier wurde also entschieden, dass zwei unterschiedliche Zielgruppen auch unterschiedlich angesprochen werden.
Grundsätzlich ist das aber kein guter Ansatz, denn dieses Mischen der Anrede kann auch irritierend wirken. Zum Beispiel wenn ich in der Woche Unternehmenskunde bin und am Samstag privat mit IKEA zu tun habe.
Hat Siezen oder Duzen mit Kompetenz zu tun?
Wirkt es professioneller, wenn man seine Leser siezt?
Nicht wirklich.
Das ist also kein Kriterium für die Entscheidung zwischen Du und Sie.
Kompetenz kann das Du genauso gut vermitteln, denn Kompetenz liegt nicht in einer Anrede begründet, sondern in Personen.
Reduziert Duzen Barrieren?
Duzen kann durchaus Berührungsängste abbauen. Das erklärt sich aus der historischen Bedeutung von Du und Sie. Das „Sie“ hatte immer auch mit Hierarchie zu tun, da war jemand über mich gestellt.
Wenn ich bewusst duze, kann mich das „anfassbarer“ machen. Die Zielgruppe kommt nicht auf den Gedanken, dass man sich ihr aufgrund seiner Kompetenz überlegen fühlen könnte und traut sich eher, den Kontakt aufzunehmen.
Wer duzt, begibt sich immer auf Augenhöhe mit seiner Zielgruppe und das kann genau richtig sein. Insbesondere dann, wenn die Zielgruppe gefühlt oder tatsächlich sich auf einem niedrigeren Kompetenz- oder Hierarchie-Niveau bewegt.
Umgekehrt würde ich beispielsweise Vorstände der klassischen DAX-Konzerne nicht unaufgefordert duzen. Die stehen da nicht so drauf.
Es muss also wie immer zur Zielgruppe und zu Ihrem normalen Kommunikationsverhalten passen.
Empfinden manche Duzen als anmaßend?
Durchaus. Je nach Zielgruppe kann ein allgemeines Duzen als schlimmer Fauxpas empfunden werden.
Das ist in älteren Zielgruppen eher so und in sogenannten „höher gestellten“ Kreisen.
Wenn Sie auf Social Media aktiv sind, werden Sie an einigen Stellen eventuell auf Widersprüche stoßen, die sich kaum auflösen lassen.
Der Grund: Im Business-Netzwerk Linkedin wird vor allem geduzt. Nur wenige nutzen hier das Sie.
In meinem Fall – Sie auf der Website, Du bei LinkedIn – entsteht dadurch ein Bruch, wenn zwischen den Medien gewechselt wird.
Sauberer wäre die Entscheidung für eine Anrede und dabei konsequent zu bleiben. Doch auf LinkedIn möchte ich gerne duzen. Und auf meiner Website bevorzuge ich das Sie.
Ideal ist, eine einheitliche Anrede zu nutzen. Dann kommt es nicht zum Bruch, wenn man inspiriert durch das soziale Netzwerk Ihre Webseiten besucht.
Aber Siezen bei LinkedIn? Für mich passt es nicht. Teilweise finde ich es sogar irritierend. Wenn in einer Du-Diskussion plötzlich jemand Sie nutzt. Umgekehrt würde ich es genauso seltsam finden.
Auf Twitter und Facebook sieht es ähnlich aus.
Auf Instagram und Pinterest wirkt man mit Sie wie ein Alien. Auf Tiktok sowieso.
Da postet man dann wirklich besser per Du. Und wer im großen Stil seine Zielgruppen auf Instagram oder Tiktok einsammelt, sollte sich wohl grundsätzlich für das Du in seiner Kommunikation entscheiden.
Wählen Sie die Anrede, mit der Sie sich gut fühlen
So wie ich es auch gemacht habe.
Meine Zielgruppe sind Unternehmer, in Umfeldern, in denen man sich zumindest anfangs fast immer siezt.
Deshalb ist es für mich klar, dass ich nicht auf einer Website direkt mit dem Du ins Haus falle.
Wäre ich aber zum Beispiel ein Coach mit einer eher privaten Zielgruppe, würde ich wahrscheinlich duzen.
Insofern: Nutzen Sie einfach die Anrede in Ihren Texten, mit der Sie sich gut fühlen. Entscheiden Sie sich für eine Seite. Und ziehen Sie das dann möglichst konsequent durch.
Fragen zum Siezen oder Duzen?
Gerne berate ich Sie zur zielgruppengerechten Sprache auf Ihrer Website, in Ihrer Kommunikation und in den sozialen Medien. Das Erstgespräch ist kostenlos. Rufen Sie mich an – +49 40 22 86 75 40 – oder schicken Sie eine E-Mail.
Über den Autor
Mein Name ist Michael Bondzio, ich bin Konzeptioner, Texter und Marketingberater. In meiner über 25jährigen Tätigkeit für nationale sowie internationale Marken und Unternehmen aller Größen konnte ich jede Menge Erfahrungen sammeln, die ich in diesem Blog und auf meinem LinkedIn-Profil teile.
Seit 2004 berate ich Selbständige sowie Management und Unternehmensleitung kleiner und mittelständischer Unternehmen zur automatisierten Neukundengewinnung über das Internet.
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